Internationales Poesiefestival Erich Fried | Tag 2 ¡Lyrik!

16.00
Clemens J. Setz
„Der Krieg nebenan“. Über den amerikanischen Dichter James Tate
Vortrag

Der Georg-Büchner-Preisträger von 2021 Clemens J. Setz spürt den Gedichten und der Poesie des amerikanischen Dichters James Tate (1943–2015) nach, der vor genau 10 Jahren verstorben ist. Seine Gedichtbände, die ab 1967 erschienen sind, wurden zu Klassikern der amerikanischen Lyrik. Auf Deutsch erschien aber bislang lediglich ein Auswahlband (Der falsche Weg nach Hause, übersetzt von Jan Wagner, Berlin Verlag, 2004), der längst vergriffen ist. Setz vertieft sich in die Gedichte von James Tate, in seine Alltagsbeobachtungen, in sein humanistisches Weltbild, in seinen poetischen Kosmos, der Vorbild war für nachfolgende Dichter:innengenerationen.
„Tate entwickelte in seiner späten Dichtung eine besondere Art der scheinbar regellosen Anti-Parabel, die zum Merkwürdigsten gehört, was man in gedruckter Zeilenform lesen kann. Sogar unsere gewalttrunkene Gegenwart lässt sich mit ihr verstehen“, sagt Setz.

17.00
Logan February
Mental Voodoo
Lesung
Moderation: Christian Filips

Logan February, nicht-binäre:r Lyriker:in, Essayist:in, Sänger:in, Songwriter:in und LGBTQ-Aktivist:in stammt aus Nigeria und lebt zur Zeit als DAAD-Stipendiat:in in Berlin. 2024 erschien in deutscher Übersetzung der beeindruckende Gedichtband Mental Voodoo (Urs Engeler), der bei der Lesung im Mittelpunkt steht. In der poetischen Praxis eines mentalen Voodoo treffen präkoloniale, genderfluide westafrikanische Traditionen auf die queeren Diskurse unserer Zeit. Aus dieser Spannung entstehen neue Formen des Analogiezaubers, des Voodoo. „Ich komme aus einem heißen Land, das Magie / in seine Fäden verwebt. Im Dezember / hüllt der Sahara-Sand alles ein. / Sieht aus wie der Zerfall / den wir uns verdient haben.“ Es sind die Fragen nach Herkunft, nach Identität und nach Religion, die der intensiven und bilderreichen Sprache dieser Gedichte zugrunde liegen, Magie trifft Diskurs trifft Poesie. „Was hat das Chaos der Sprache getan / Bevor das Wort herabgerieselt ist wie Licht? // Dort habe ich gelebt, choreographierte Stille / Im wechselnden Atmen zwischen / Gedanke und Wort, Leben und Leben.“
Der Autor, Musikdramaturg und Regisseur Christian Filips hat den Band herausgegeben und (unter Mitarbeit von Peter Dietze) die Gedichte ins Deutsche übertragen.

18.30
Vortrag von Ann Cotten und Kanako Tada im Rahmen ihrer Ausstellung
Ausstellung, Performance
Vortrag von Ann Cotten und Kanako Tada im Rahmen ihrer Ausstellung
Einführung: Barbara Zwiefelhofer (Ausstellungs-Kuratorin)

つる、つる、つる、(Tsuru, Tsuru, Tsuru) ist die erste gemeinsame Ausstellung der in Iowa/USA geborenen und in Wien aufgewachsenen Schriftstellerin Ann Cotten und der in Hiroshima aufgewachsenen und seit 2017 in Wien lebenden und arbeitenden Künstlerin Kanako Tada.
In ihrer gemeinsamen künstlerischen Forschung in drei Sprachen (Deutsch, Englisch, Japanisch) befassen sie sich mit der Ästhetik sprachlicher Systeme und wie in solchen Systemen die Beziehungen grammatikalischer Figuren in Erscheinung treten.
„Der Titel spielt mit Klang, Form und Homophonie. Sprache besitzt neben der semiologischen auch eine künstlerische Wirklichkeit, die für ihre ständige Aktualisierung und Weiterentwicklung verantwortlich ist, aber aus der Perspektive der Alltagssprache kaum erfasst werden kann. Beim Anstarren unbekannter Buchstaben oder Zeichen kann Erhabenheit und Unruhe erlebt werden, bis hin zur Frustration. Doch aus der inneren Landschaft, die in der Zeit bis zur Bildung eines Verständnisses entsteht, sprießen mitunter Triebe in die Kunst hinein. Die Sprache ist ein riesiges Lebewesen (Elke Erb), mit dem wir alle zusammenleben.“ (Ann Cotten & Kanako Tada)

Die Ausstellung ist bis 30.6.2025 im Literaturhaus Wien zugänglich.

19.30
Rozalie Hirs & Geert Jan Mulder

dreams of airs
Performance
live-Sprechstimme: Rozalie Hirs
live-Video: Geert Jan Mulder

Die niederländische Komponistin und Lyrikerin Rozalie Hirs beschreitet in ihrer Arbeit experimentelle Wege, sowohl was ihre Musik anbelangt als auch in ihren literarischen Arbeiten. Sie verbindet Lyrik mit musikalischer Innovation und stellt oft traditionelle Instrumente neben elektronische Klänge.
Sie hat für das Stück dreams of airs die Lyrik und die Musikpartitur mitsamt der elektronischen Klänge geschaffen, Boris Tellegen und Geert Jan Mulder zeichnen für die Video-Installation verantwortlich. Es ist ein Zyklus aus Gedichten und Musik. Allerdings geht es nicht um die Vertonung von Texten, sondern um das Ausloten der Beziehungen zwischen Poesie und Ton, um den Dialog zwischen Sprache und Musik. Eingesetzt wird auch der Effekt des „binaural beatings“, ein psychoakustisches Phänomen, das sich bildet, wenn dem Gehör auf jedem Ohr ein separater Ton mit leicht abweichender Frequenz dargeboten wird und so ein neuer Ton entsteht. Im Stück schafft dieser Effekt dynamische Klanglandschaften, die das Publikum durch verschiedene emotionale und mentale Zustände führen soll. Das dreisprachige Libretto (Englisch, Deutsch und Niederländisch) ist eine Aufforderung zur Verständigung, ein idealistisches und humanistisches Manifest, eine Meditation über Sprache, Musik und Traum.

Auf Wunsch der Künster:Innen wird dreams of airs nicht gestreamt.

 

Literaturhaus Wien, in Kooperation mit der Internationalen Erich Fried Gesellschaft

Hier kommen Sie zu den anderen Veranstaltungen des Festivals:
Internationales Lyrikfestival Erich Fried Verkehrte Zeit
Eröffnung
Tag 1, 4.6.2025
Tag 3, 6.6.2025

link

東京からウィーンに戻ってきた。元々半径3キロ以内で生活している私。(計算した。スタジオー自宅ー大学)。飛行機は時速約860キロメートルらしい。1時間で860キロを移動したなんて信じられない。暫く寝込んでしまった。風邪を引いた時の猫みたいに、飲み食いもせず、じっと寝ていた。もしかしたら自分のからだの細胞の一部がまだウィーンに届いていなかったのかもしれない。移動に耐えきれない不完全な身体。今回の日本ーウィーン間の旅で気がついたことは、私という存在はここに確実に住んでいる、ということだった。ドイツ語もいまだによく分からないし、もはや何語も使いこなせているのか怪しい。死ぬまでここに住んでいいという法律の元の証明も持っていない。しかしなぜか空港から自宅へ戻る地下鉄のなかで、「私はウィーンに住んでいるなあ。」という呑気な自分の声色がお告げのように脳内に響いたのであった。「外から来た人」と「ここに住んでいる人」という二つのカテゴリーが、ベン図(Venn diagram)のように重なったところ、に、自分は住んでいる。ある日は「外から来た自分」という意識が濃く出るし、「ここに住んでいる人」という自認が濃くでる日もある。そのどちらもが同じ割合で出ることは珍しい。いつまでも対象を捉えられないカメラのレンズみたいに、世界はぼやけたりとてもよく視えたりする。ネイティブだと自動でフォーカスしたり、光量を絞ったりするのだろう。意味を、言葉を、人間の感情を、読解するまで時間がかかる。最近、その時間を焦ったり悔しがったりしないで、有難いと思うことができる気持ちが増えた: 来客が苦手な人の家に招かれたときの、その人が長い時間をかけて丁寧に淹れてくれたコーヒーや、不恰好な手作りのケーキを感謝して食べている時の気持ちに似てる。

POLA MUSEUM ANNEX -Possibilities of materials-

I participate in the group exhibition POLA MUSEUM ANNEX -Possibilities of materials-at POLA MUSEUM ANNEX in Tokyo.

From 14th of March -13th of April. 2025

POLA MUSEUM ANNEX, Ginza Building 3F,1-7-7, Ginza, Chuo-ku, Tokyo, Japan, 104-0061

 

Detail in the link (inculde of Exhibition online viewer): POLA ANNEX MUSEUM

 

作家コメント、ポーラ ミュージアム アネックス展 2025 ーマテリアルの可能性ー, ポーラ ミュージアム アネックス, 東京/ A Text for a POLA MUSEUM ANNEX 2025 -Possibilities of materials-, POLA MUSEUM ANNEX, Tokyo

もし自分の身体が持つ規模 (scale)以外の世界が経験できるとしたら、私は巨人の背丈から見る世界より、みじんこの身長1ミリ2ミリ位を体験してみたい。それくらいの大きさなら、床いっぱいに広げた布の上をいつまでも飽きることなく長い散歩ができるかもしれない。幾億もの糸が、縦ななめ横に織り重なって一枚の布として成立している。そんなくらくらするような素晴らしい事実を、絵を描いている間はつい絵具から図像を生成することにやっきになって忘れてしまう。マテリアルは私が使っているものではなくて、私と協力する存在だ。だからまず、それぞれの素材が持っている言語をよく聞いて、絵画·テキスタイル作品制作のために選ぶ。筆は、画布の上をスケートみたいに滑ったり、飛んだりしている。針は、気持ちよさそうに布のなかをバタフライ泳ぎをしているみたいに潜ったり出たりしている。身体が道具の延長なのではなく、道具の使用によってその身体の本質を、私は観ているのかもしれない。

 

If I had an option of whether I could have an experience to see the universe through a giant’s body or a water flea’s, I would love to choose the latter. If I were them, I would wish I could take a walk all day on an all over fabric, which I put on a floor for I cut it to make a canvas or a textile work. A million threads—they wove into one fabric. That is how they consisted,and such marvelous truth! While I make desperate efforts to build an image on a canvas, I mostly forget about a million thread things. A painting as a medium is its context to seeing an image made by an illusion made of color. But for me, an art material and a support are my collaborators, not just an art material. I listen to each language by every art material to choose one for producing my works. Brushes like a skating and jumping on a canvas. Needles are swimming into the fabric. Tools are not only for extending my body. I am using tools to experience their essentia.

アートフェア東京2025年、ブース: ポーラ美術財団、作家コメント/ A Text for the art fair Tokyo, Pola Art Foundation, 2025

展覧会によせて

日本からウィーンに引っ越してもうすぐ8年が経つ。有難いことに研修員や奨学生として、制作を続けられている。若干テーマは違えど、どの時期も、文様の歴史の探究、純粋美術と装飾美術の境界、テキストとイメージのbridge、抽象絵画、また自分自身の母語の外での経験など、複数のsubjectが蔦の蔓みたいに規則的にお互い絡まりあって、有機的に成長していった期間だったと思う。その蔦の蔓を眺めていると、自分の芸術の実践の根底にはいつも「言語」に対する問いがあると気がつく。時々自分でもびっくりするほど、私には伝えたいことがたくさんある。だから自作の媒体やジャンルは多様、というよりどんどん拡がっていく。一見まとまりのない作品群に見えるかもしれないが、例えば森には木があり草があり池があり動物がいる。森のなかのエコロジーは人間が気がつかないうちにどんどん変様する。もちろん作品は一作品ずつ自立(individual)した存在だが、私という森を構成しているうちの要素のなかからやって来たものだと思って鑑賞してくだされば嬉しい。

I have been living Vienna in 8years. I feel like I am a lucky person because I can continue to work there by support. When I was a grantee and a scholarship student, I worked with several a few different theme. I have been interested in many different a field of culture. My interests are an exploring a history of pattern, a betweenness between apply art and fine art, to bridge a text and an image, abstract paintings, Exophony and so on. A multitude of such my various interests twin each other by their growing up. I feel like a I develop my artist practice organically, not such a scientific development. By seeing a multitude of such my various interests,I realised my artistic practice questions to about a language itself. Thus, l eager to express myself through producing my works.So, I naturally expand my media and a subject of my works. When an audience sees my works, they probably think I am a loose-thinking artist. Here I write a tip to how they can see my works smoothly. Each of my works are single pieces, but I recommend to they try to see my works as similar as do seeing a forest. A forest has trees, plants, soils, ponds, bugs, and animals et cetera. The forests´ ecology keeps changing, still the forest looks same before one tiny plant sprouts up and after a plant sprouts up. I do not show images in my works. I show my ecology, can tell I living for express. 

つる、つる、つる、(Tsuru,Tsuru,Tsuru)

Ausstellungsgestaltung // Ann Cotten & Kanako Tada
Kuration // Barbara Zwiefelhofer

Eröffnung // Di, 4. März 2025, 19.00 Uhr
宴会は始まった、そして鳥の足は切られた。
Die Vernissage hat begonnen, dem Vogel wurden die Beine abgeschnitten.
Einführung / Musik / Performance mit Ann Cotten & Kanako Tada sowie Mario Schlager

Event // Do, 5. Juni 2025, 18.00 Uhr

Laufzeit // 5. März 2025 bis 30. Juni 2025
Öffnungszeiten  // Mo–Do: 09.00–17.00 Uhr

つる、つる、つる、(Tsuru, Tsuru, Tsuru)

つる、つる、つる、(Tsuru, Tsuru, Tsuru) ist die erste gemeinsame Ausstellung der in Iowa/USA geborenen und in Wien aufgewachsenen Schriftstellerin Ann Cotten und der in Hiroshima aufgewachsenen, seit 2017 in Wien lebenden und arbeitenden Künstlerin Kanako Tada.

Aus unterschiedlichen künstlerischen und sprachlichen Zusammenhängen kommend teilen sie ein großes Interesse an Sprache. In ihrer gemeinsamen künstlerischen Forschung befassen sie sich mit der Ästhetik sprachlicher Systeme und wie in solchen Systemen die Beziehungen grammatikalischer Figuren in Erscheinung treten. In drei Sprachen (Deutsch, Englisch, Japanisch) arbeiten heißt auch einen gewissen Kubismus leben, der immer neue Schlaglichter auf Gesellschaft, Normen und Gefühle wirft, dem die Einsichten hinterherstolpern.

Hellhörig für verschiedene Formen und Stile betreiben Cotten und Tada für sich und gemeinsam wildes, artiges und experimentelles Lesen, in der jeweils vertrauten wie in der unvertrauten Sprache. Während Tada Einflüsse aus Hiphop und dessen Aktionsmodus mit traditionellen Nähstilen kombiniert, Theorie und Literatur wie etwa von Susan Sontag oder Yoko Tawada liest und Bilder von Kumagai Morikazu oder Tatsuno Toeko zur visuellen Genealogie zählen könnte, verstrickt sich Cotten im Projekt ihrer materialistischen Poetik in Theorien der Bedeutung abseits des Mainstreams wie etwa von Oswald Wiener, Susan Blackmore, Henry Gates Jr. und 西田幾多郎 (Nishida Kitarō).

Im Literaturhaus Wien präsentieren Kanako Tada und Ann Cotten Schwerpunkte ihrer jahrelangen Zusammenarbeit – ergänzt um neue Arbeiten und ausgewählte intertextuelle und kunsthistorische Referenzen.

„Der Titel つる、 つる、 つる (Tsuru Tsuru Tsuru) spielt mit Klang, Form und Homophonie und ist der Wortspielerei von Tada entsprossen. Sprache besitzt neben der semiologischen auch eine künstlerische Wirklichkeit, die für ihre ständige Aktualisierung und Weiterentwicklung verantwortlich ist, aber aus der Perspektive der Alltagssprache kaum erfasst werden kann. Beim Anstarren unbekannter Buchstaben oder Zeichen kann Erhabenheit und Unruhe erlebt werden, bis hin zur Frustration. Doch aus der inneren Landschaft, die in der Zeit bis zur Bildung eines Verständnisses entsteht, sprießen mitunter Triebe in die Kunst hinein. Die Sprache ist ein riesiges Lebewesen (Elke Erb), mit dem wir alle zusammenleben. Sie kommt dahergespannt wie eine rankige Pflanze, schrumpft wie ein krampfender Muskel, hebt ab wie ein Kranich, um in eine ferne Gegend zu fliegen. Gene werden transportiert. Aber man kann es auch so sagen: Schlingpflanzen umschlingen den krampfenden Fuß, der Kranich schlägt hiflos mit den Flügeln.“ (Ann Cotten & Kanako Tada)

 

Literature Haus Vienna